Die Erkenntnisse, die der jüngste Bericht der Menschenrechtskommission des Parlaments (TBMM) in der vergangenen Woche hervor gebracht hat, sind alarmierend.
Demnach habe sich häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen in der Türkei in den vergangenen vier Jahren nahezu verdoppelt. Die Situation in Deutschland verheißt jedoch ebenfalls nichts Gutes.
Der Bericht, der von einer Unter-Kommission des TBMM ausgearbeitet wurde, brachte, unter Berufung auf Polizeistatistiken zu Tage, dass es im Jahr 2008 zu insgesamt 48.264 Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt gekommen ist. 2009 gab es 62.587 Vorfälle.
Ein Jahr später waren es 72.257 und 2011 schließlich 80.398 Vorfälle. In Gänze kam es also zwischen 2008 und 2011 zu 263.506 Delikten häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Frauen (ein türkischer Ex-Polizist hatte Ende Januar verlauten lassen, Frauen seien an häuslicher Gewalt selbst schuld – mehr hier).
Trotz der verschärften Gesetze der vergangenen Jahre häufen sich die also die Gewalttaten.
Auch Zahlen in Deutschland geben Anlass zur Sorge
Nicht viel besser sieht es übrigens in Deutschland aus. Laut einer online einsehbaren Zusammenstellung der Rechtsanwältin Sylvia Bagusch, die im Bereich des Strafrechts ausschließlich Opfern sexuellen Missbrauchs sowie gewaltbetroffenen Frauen und Kindern umfassende rechtliche Beratung und Betreuung anbietet, ergab sich bereits 2008 als Befund zur Gewaltbetroffenheit von Frauen in Deutschland folgendes Bild:
"37 % aller Befragten gaben an, körperliche Gewalt ab dem 16. Lebensjahr erfahren zu haben. 13 % der befragten Frauen, also fast jede 7. Frau, gab an, seit dem 16. Lebensjahr Formen von sexueller Gewalt erlebt zu haben.
40 % der befragten Frauen haben körperliche oder sexuelle Gewalt oder beides seit dem 16. Lebensjahr erlebt.
42 % aller befragten Frauen gaben an, Formen von psychischer Gewalt erlebt zu haben, die von eingeschüchtert werden oder aggressiven Anschreien über Verleumdungen, Drohungen und Demütigungen bis hin zum Psychoterror reichten.
25 % der in Deutschland lebenden Frauen haben Formen körperlicher oder sexueller Gewalt (oder beides) durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner/-innen erlebt.”
Das Ausmaß und die Verbreitung von körperlicher und sexueller Gewalt gegen Frauen in Deutschland würde demnach bisherige Dunkelfeldschätzungen, wonach in Deutschland etwa jede zweite bis dritte Frau körperliche Übergriffe in ihrem Erwachsenenleben und etwa jede siebte Frau sexuelle Gewalt durch bekannte oder unbekannte Personen erlitten hat, bestätigen. Und weiter fasst die Rechtsanwältin zusammen: "Die Befunde der obigen Untersuchung weisen im Hinblick auf Gewalt in Paarbeziehungen sogar über das bislang für Deutschland geschätzte Ausmaß hinaus:
Mindestens jede vierte Frau (25%) im Alter von 16 bis 85 Jahren, die in einer Partnerschaft gelebt hat, körperliche (23%) oder – zum Teil zusätzlich – sexuelle (7%) Übergriffe durch einen Beziehungspartner ein- oder mehrmals erlebt hat.”(...)
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