Die zwei Briten nigerianischer Abstammung sollen Einzeltäter sein. Eine mutige Britin versuchte vergeblich, sie zum Aufgeben zu überreden.
Zwei Tage vor dem Champions League-Finale im Wembley-Stadion mit Zehntausenden deutschen Fans gaben sich die Behörden in London gestern alle Mühe, die wachsende Spannung nach der Ermordung eines Soldaten auf offener Straße schnell zu entschärfen. Sowohl Premierminister David Cameron als auch Bürgermeister Boris Johnson verurteilten mit scharfen Worten das offensichtlich religiös motivierte Verbrechen. "Terrorismus kann am besten besiegt werden, wenn wir einfach mit unserem normalen Leben weitermachen", sagte Cameron dann.
Diese beruhigenden Worte stehen im Kontrast zur hektischen Aktivität der Sicherheitsdienste, die die Hintergründe des schockierenden Verbrechens in Woolwich untersuchen. Laut Augenzeugen hatten zwei dunkelhäutige Männer zunächst in einem blauen Kleinwagen den Militärmusiker Lee Rigby (25) verfolgt, der ein T-Shirt der Wohltätigkeitsorganisation "Help for Heroes" (Hilfe für Helden) trug. Rigby, Vater eines zweijährigen Sohnes, war zweimal in Afghanistan stationiert gewesen.
Nach ersten Erkenntnissen sprangen beide Täter aus dem Wagen, um mit Messern auf den Soldaten einzustechen. Passanten berichteten, dass sie mit einem Fleischerbeil Rigbys Kopf abtrennten und mit dem Ruf "Allah ist groß" die Leiche auf die Fahrbahn schleppten. Danach baten die Mörder Passanten darum, ihre Tat zu fotografieren. Einer von ihnen gab sogar eine Erklärung vor der Handykamera eines Passanten ab: "Der einzige Grund, warum wir diesen Mann getötet haben, ist, dass die britischen Soldaten jeden Tag Muslime töten. Auge um Auge. Wenn wir unsere Waffen herausholen, glaubt ihr, dass dann Politiker sterben werden? Nein, das werden ganz normale Menschen wie ihr sein."
Eine Frau, die die Täter zum Aufgeben überreden wollte, ist wegen ihrer Zivilcourage für die Briten zur Heldin geworden. Sie habe im Bus gesessen, als sie den Körper Rigbys auf der Straße liegen sah, berichtete Ingrid Loyau-Kennett. Sie sei ausgestiegen, um Erste Hilfe zu leisten. Da sei einer der Täter auf sie zugekommen – mit einer Schusswaffe in der einen und einem Fleischerbeil in der anderen Hand. "Ich hatte keine Angst, weil er nicht betrunken war und auch nicht unter Drogen stand", sagte Loyau-Kennett. "Ich konnte mit ihm sprechen. Er wollte reden, und das haben wir gemacht." Er habe ihr gesagt, er habe den Mann getötet, weil er Soldat sei und muslimische Frauen und Kinder im Irak und in Afghanistan umgebracht habe. Sobald Polizisten einträfen, wolle er sie ebenfalls töten.
Nachdem er sich abgewendet hatte, sprach die Frau den zweiten Täter an, der ein Messer in der Hand hielt. "Er war ruhiger und schüchterner. Ich bat ihn, mir das Messer zu geben." Das habe er verweigert. "Ich habe ihn gefragt: Willst Du weitermachen? Er sagte: ,Nein, nein, nein'." Als die Polizei eintraf, sei sie zurück zum Bus gegangen und habe beobachtet, wie die Beamten den Männern in die Beine schossen, als diese die Polizisten angriffen.
Beide Täter wurden gestern in einem Krankenhaus behandelt. Sie sollen Briten nigerianischer Abstammung sein. Laut Premier Cameron waren sie den Geheimdiensten bekannt. Eine aktive Verbindung zu militanten islamistischen Gruppen in Afrika wie Boko Haram in Nigeria wurde gestern ausgeschlossen. Möglicherweise wurden sie durch Hass-predigten im Internet radikalisiert. Vor der Gefahr eines solchen im eigenen Land gewachsenen Terrorismus hatte 2012 der Chef des Geheimdienstes MI 5, Sir Jonathan Evans, in einer seltenen öffentlichen Rede gewarnt. Laut BBC stammt einer der Verdächtigen, Michael A. (28), aus Woolwich. Er soll im benachbarten Stadtteil Greenwich die Universität besucht haben und vor etwa zehn Jahren zum Islam konvertiert sein. Die Polizei durchsuchte eine Wohnung in Greenwich und ein Haus im ostenglischen Lincoln und soll dabei Familienmitglieder der Attentäter festgenommen haben.
Auch in Deutschland hat das Verbrechen Entsetzen ausgelöst. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat die Tat "in jeder Hinsicht aufs Schärfste" verurteilt. "Solche Leute missachten den Islam, ihre feindliche Tat schadet den Muslimen sehr", sagte Mazyek. "Wir müssen jetzt sehr aufpassen, dass nicht wieder eine Generalverdachtsdebatte geführt wird."
300 Meter von dem Platz, an dem Lee Rigby durch zwei Moslems bestialisch abgeschlachtet wurde, wurde heute um 16 Uhr Ortszeit in London-Woolwich wieder ein Mann (Foto) niedergestochen. Wie nicht anders zu erwarten, hat Scotland Yard sofort versichert, dass dieser Fall mit dem Mord an Rigby nichts zu tun hatte. Das kann man eben glauben oder auch nicht, oder aber auch abwarten, was sich noch ergibt.
Die Polizei hat dem Mann in den Zwanzigern sofort helfen können, die Stichwunden sind nicht lebensbedrohend. Bis jetzt wurde noch niemand verhaftet. Natürlich sind jetzt viele Bürger schockiert und verängstigt, besonders wenn sie den Platz besuchen wollen, an dem Rigby unter “Allahu Akbar”-Rufen abgeschlachtet wurde. Zeugen der Tat sagten, dass die beiden Mörder Rigbys sich benommen haben wie verrücktgewordene Tiere und gesagt haben: „Das ist es was Allah will“, und weiter: „Ihr werdet niemals sicher sein, Auge um Auge, Zahn um Zahn“.
Stunden vorher hatte die Familie Rigbys den Platz besucht, an dem Lee ermordet wurde. Es gab sehr emotionale Szenen, schreibt die Daily Mail. Auch seine Kameraden besuchten den Platz, um ihm ihre Ehre zu erweisen. Der Trommler Lee war sehr beliebt in seiner Truppe.
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