Mohammedaner lassen sich zunehmend gerne auch in ländlichen Gebieten wie in Alfter (Rhein-Sieg Kreis, ein Landkreis im Süden von NRW) nieder. Somit bedarf es natürlich auch eines Gebetshauses, wobei es ja eigentlich kein Recht auf den Bau einer Moschee gibt. Aber schließlich wollen wir ja nicht, dass unsere Neubürger kniend auf der Straße beten müssen, wie es hin und wieder auch in Deutschland geschieht (Berlin, Mönchengladbach usw.).
Im bisher beschaulichen Alfter-Witterschlick ist es jetzt soweit, für die Türkisch-Islamische Gemeinde hat die Platznot nun ein Ende. Nach erfolgreicher Bauabnahme sind die neue Moschee an der Raiffeisenstraße und zwei Geschosse des angrenzenden Gemeinde- und Kulturzentrums zur Nutzung freigegeben, und die Gläubigen konnten nun erstmals zum traditionellen Freitagsgebet auf den roten Teppich unter der aufwendig bemalten Kuppel zum unterwürfigen Gebet niederfallen.
Die Ursprünge des heutigen Vereins Türkisch-Islamische Gemeinde zu Alfter-Witterschlick reichen bis in die 70er-Jahre zurück. Damals kamen die ersten Gastarbeiter aus der Türkei. Die Mitglieder richteten Anfang der 80er-Jahre an der Nettekovener Straße 12 in Witterschlick eine Moschee ein. Für die wachsende Zahl der Gemeindemitglieder waren die Räume dort zu klein geworden.
Inzwischen sind rund 250 männliche und weibliche Haushaltsvorstände als Vereinsmitglieder erfasst. Zusammen mit den Familienangehörigen kommt die Gemeinde auf etwa 1000 Mitglieder aus Alfter, Rheinbach, Meckenheim, Bornheim und Bonner Stadtteilen.
Im Gebetssaal finden jetzt 300 Männer Platz, die Empore für Frauen und Kinder bietet mit 150 Plätzen doppelt so viel Raum wie bisher. Bis auf den Keller, wo unter anderem ein großer Versammlungsraum und ein Jugendbereich entstehen, können auch die Räume im zweigeschossigen Gemeinde- und Kulturzentrum genutzt werden, das durch einen Innenhof mit der Moschee verbunden ist. Die endgültige Fertigstellung und ein offizielles Einweihungsfest sind im kommenden Jahr zu erwarten.
Geschätzte 1,5 Mio. Euro hat die Türkisch-Islamische Gemeinde in ihr Bauvorhaben auf dem rund 2.600 qm großen Grundstück im Witterschlicker Gewerbegebiet investiert, wo im Januar 2012 das Richtfest gefeiert wurde. Zwei Drittel der Kosten wurden durch Mitgliedsbeiträge und Spenden aufgebracht, der Rest durch Kredite finanziert.
Die goldene Spitze mit dem Halbmond, die die Einigkeit der Muslime symbolisiert und das Erkennungszeichen für eine Moschee ist, funkelt schadenfroh am Tag des Freitagsgebets, und das 16 Meter hohe Minarett macht die Landnahme der 2.600 qm durch die muslimische Community amtlich. Noch ist es ein so genanntes „stilles Minarett“, das heißt, der Ruf zum Gebet erfolgt innerhalb der Moschee von einem gesonderten Platz aus. Frische Farben der Kacheln erfreuen die Beter, und die schlicht geweißten Wände sind mit schönen Koranversen und Schriftzeichen geschmückt. Von der Spitze der Kuppel in elf Metern Höhe hängt ein Kronleuchter mit rund 60 Lampen.
Imam Murat Erdogan (40), der im Gemeindezentrum eine Wohnung beziehen wird und nicht Deutsch spricht, begrüßt es ausdrücklich, wenn sich auch Nichtmuslime für die neue Moschee interessieren. „Freitags ist dafür ein guter Tag“, meint Gemeindemitglied Ugur Dursun. „Dann sind besonders viele Menschen hier.“ Auch während der Gebete sind Besucher willkommen, sie müssen sich jedoch an Verhaltensvorschriften halten (Schuhe ausziehen, Kopfbedeckung für nichtmuslimische Frauen nicht zwingend vorgeschrieben, sollte aber als „höfliche Rücksichtnahme dennoch erfolgen.“). Mit Hilfe einer Dolmetscherin antwortet Erdogan auf die Frage, wie er das Miteinander von Religionen und Kultur in Alfter sehe: „Wir haben gute Kontakte zur evangelischen und katholischen Kirche und beteiligen uns am Runden Tisch der Religionen in der Gemeinde Alfter. Bei unseren Nachbarn im Gewerbegebiet haben wir viel Hilfe erfahren.“
Aha! Die Bürger in Alfter-Witterschlick sind allerdings sehr konservativ und überwiegend katholisch. Im Vorfeld des Moscheebaus fand in Alfter-Witterschlick ein Bürgergespräch statt, an dem auch ein Vertreter der DITIB teilnehmen sollte. Wie ein PI-Kollege, der an diesem Treffen teilnahm, seinerzeit berichtete, waren die Bürger überhaupt nicht davon begeistert, eine Moschee vor die Nase gesetzt zu bekommen, und der DITIB-Vertreter erschien erst gar nicht. Im Bonner General-VerschweigerAnzeiger stand dann zu lesen, dass die Bürger dem Moscheeprojekt überwiegend sehr positiv gegenüberstünden. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Aussage stimmt!
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