Ein 17-jähriges türkisches Mädchen musste im ostbayrischen Teublitz vor ihrem Vater aus der elterlichen Wohnung in das nahe gelegene Rathaus (Foto) fliehen. Hintergrund ist anscheinend eine von ihrem Vater geplante Zwangsheirat, mit der sie nicht einverstanden war.
Die “Mittelbayrische Zeitung” berichtet:
Das türkische Mädchen wurde von den Bediensteten in ein Zimmer gebracht. Als die Polizeibeamten eintrafen, war auch die Mutter der jungen Frau bereits ins Rathaus gekommen. Sie erzählte der Polizei, dass der Vater mit einem Prügel auf die Tochter losgegangen sei, dabei jedoch sie, die Mutter, getroffen habe. Als der Vater dann ein Messer in der Hand gehabt habe, sei die Tochter aus der elterlichen Wohnung ins schützende Rathaus geflohen.
Nach den ersten Ermittlungen kam es in der elterlichen Wohnung zu einem heftigen Streit zwischen Vater und Tochter aufgrund einer Beziehung der Tochter. Die junge Frau war mit der vom Vater gewünschten Beziehung nicht einverstanden. Im Laufe des Streites versuchte der Vater die Tochter zu schlagen. Als er sie mit einem Messer bedrohte, floh die junge Frau aus der Wohnung.
Kein Einzelfall: Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums sind die Beratungsstellen jährlich mit mehreren tausend Fällen befasst. Es wird zudem von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen. Ein Viertel der betroffenen Frauen sind in Deutschland geboren. Obwohl es in Deutschland seit über 40 Jahren Zwangsverheiratung gäbe, würden die damit verbundenen Konflikte erst in jüngster Zeit wahrgenommen, meint eine Initiatorin eines Wohnprojekt für von Zwangsverheiratung bedrohte Frauen, die in dem Radiobeitrag zu Wort kommt.
Für den bayrischen Rundfunk scheint es sich bei Zwangsheiraten um typisch bayrische Folklore zu handeln. Oder wie ist es zu erklären, dass man in der Nachrichtenmeldung auf die Nennung des türkischen Hintergrunds verzichtet?
Kommentare
Kommentar veröffentlichen